Startseite » Werkstoffe » Farben » Fassadenfarben »

Historische Gebäude restaurieren

Caparol Fassadenfarben Malerblatt Wissen
Historische Gebäude restaurieren

Die Restaurierung historischer Gebäude stellt hohe Anforderungen an die Auswahl richtigen Produkte und an die Ausführung.

Historische Gebäude sind Bestandteil unseres kulturellen Erbes. Sie zu restaurieren und zu erhalten ist von allgemeinem Interesse. Vor allem die Renovierung von historischen Fassaden wird von der ansässigen Bevölkerung mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Für Malerbetriebe entstehen dabei besonders anspruchsvolle Aufgabenstellungen. Denn sie müssen in Anbetracht der hohen Erwartungshaltung bei oftmals schwierigen Objekt- und Untergrundbedingungen ihre ganze Fachkompetenz einbringen, damit das Gewerk zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelingt.

Besondere Anforderungen beim Restaurieren von historischen Gebäuden

Bei historischen Fassaden ist im Vorfeld der Renovierung eine Abstimmung mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde erforderlich. Dies betrifft insbesondere die Farbgestaltung. Hinsichtlich der Werkstoffe werden für Putzflächen meist Silikatfarben, Dispersions-Silikatfarben und Kalkfarben gefordert. Auf Fachwerk und Holzverkleidungen kommen häufig Leinölfarben zum Einsatz. Die Verarbeitung der Anstrichstoffe sollte traditionell mit Streichwerkzeugen erfolgen.

Für die Fassadenrenovierung von Schloss Rastatt entschieden sich die Verantwortlichen für einen getönten Kalkanstrich.


Silikatfarben

Die VOB DIN 18363 unterteilt zwischen Silikatfarben und Dispersions-Silikatfarben. Die klassischen, zweikomponentigen Silikatfarben bestehen aus dem Bindemittel Kaliwasserglas und Pigmenten. Organische Zusätze sind nicht zulässig. Es handelt sich um eine traditionelle Anstrichtechnik, bei der die beiden Komponenten zunächst vom Maler angerührt werden müssen. Die Verarbeitung ist aufwendiger als bei modernen Fassadenfarben. Deshalb werden die klassischen Silikatfarben heute fast ausschließlich nur noch im Bereich der Denkmalpflege, um etwa historische Gebäude zu restaurieren, verarbeitet.
Silikatfarben erhärten durch Verkieselung. Bei diesem Vorgang verbindet sich die Beschichtung dauerhaft mit mineralischen Untergründen. Alte Dispersionsfarbe ist dagegen nicht verkieselungsfähig und muss daher vor der Neubeschichtung entfernt werden. Reine Silikatbeschichtungen sind wassersaugend, was vor allem bei farbigen Beschichtungen nach Beregnung leicht erkennbar ist. Die aufgenommene Feuchtigkeit kann allerdings aufgrund der offenporigen Struktur rasch wieder austrocknen. Silikatfarben und Dispersions-Silikatfarben sind alkalisch und können deswegen nur mit alkalistabilen, anorganischen Pigmenten abgetönt werden. Diese Pigmente sind hoch UV-beständig, weisen allerdings ein eingeschränktes, für die Bedürfnisse der Denkmalpflege jedoch meist ausreichend großes Farbspektrum auf. Farbige Silikatanstriche bilden meist eine changierende Oberfläche aus, die an historischen Fassaden in der Regel erwünscht ist.

 

Historische Gebäude restaurieren mit Dispersions-Silikatfarben

Dispersions-Silikatfarben sind anwendungsfertige, lagerstabile Fassadenfarben, die sich im Vergleich zu Zweikomponenten-Silikatfarben wesentlich einfacher verarbeiten lassen. Auch sie enthalten als Bindemittel Kaliwasserglas, dürfen aber neben Pigmenten und Füllstoffen auch organische Bestandteile bis zu einem Anteil von fünf Prozent haben. Weil der organische Anteil insgesamt gering ist, wird die Wasserdampf-Durchlässigkeit der Beschichtung nicht messbar beeinträchtigt. Hochwertige Dispersions-Silikatfarben sind wasserabweisend eingestellt und schützen dadurch den Untergrund vor bauschädigender Feuchtigkeit. Sie werden überwiegend auf mineralischen Untergründen eingesetzt. Zur Überarbeitung von alten Dispersionsbeschichtungen ist ein Voranstrich aus haftvermittelnder Grundierfarbe beim Restaurieren von historischen Gebäuden erforderlich.

Das schmückende Holzfachwerk am Rathaus in Burgkunstadt wurde mit Leinölfarbe renoviert.


Kieselsol-Silikatfarben

Bei den Kieselsol-Silikatfarben handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Dispersions-Silikatfarben. Kieselsol ist ein neuartiges silikatisches Bindemittel. Es wird in Kombination mit Kaliwasserglas oder auch mit Lithiumwasserglas eingesetzt. Dadurch konnte das Anwendungsspektrum erweitert werden. Denn Kieselsol-Silikatfarben eignen sich sowohl für mineralische Untergründe als auch für die Überarbeitung von alten Dispersionsfarben. Weiterhin zeichnen sie sich durch ihre vergleichsweise einfache Handhabung aus, insbesondere bei farbigen Beschichtungen.

Kalkfarben

Die Anwendung von Kalkfarben war früher weit verbreitet. Sie gerieten dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend in Vergessenheit und wurden erst vor einigen Jahren „wiederentdeckt”. In der klassischen Denkmalpflege wird teilweise noch mit eingesumpftem Kalk gearbeitet, mit dem der Maler sich seine Kalktünche selbst ansetzt. Um eine deckende Oberfläche zu bekommen sind mindestens drei Aufträge erforderlich. Anwendungsfertige Kalkfarben enthalten dagegen zusätzlich mineralische Füllstoffe sowie Weißpigmente und weisen dadurch ein gutes Deckvermögen auf.
Bei der Außenanwendung ist zu beachten, dass der Erhärtungsvorgang der Kalkfarben, die Karbonatisierung, durch ungünstige Wetterbedingungen empfindlich gestört werden kann. Deshalb sollten Kalkfarben nicht bei Temperaturen unterhalb von zehn Grad Celsius verarbeitet werden. Auch sommerliche Hitze ist ungünstig, weil dabei der Kalkanstrich „aufbrennen” kann. Als Folge davon kreidet die Oberfläche stark und wittert vorzeitig ab.

Im Bereich der kirchlichen Denkmalpflege werden noch häufig Zweikomponenten- Silikatfarben eingesetzt.


Leinölfarben

Leinölfarben sind das klassische Anstrichmittel für Holzflächen. Sie erfreuen sich bei Denkmalpflegern und bei Naturfarbenanhängern großer Beliebtheit, wenn es darum geht historische Gebäude zu restaurieren. Leinöl ist ein sogenanntes trocknendes Öl, das durch die Aufnahme von Sauerstoff erhärtet. Reines Leinöl trocknet jedoch sehr langsam und ist deswegen als Bindemittel eher ungeeignet. Für die Herstellung von Leinölfarben verwendet man deswegen mit Trockenstoffen (Sikkativen) versetztes Leinöl oder Leinölfirnis. Aber auch sikkativiertes Leinöl erhärtet im Vergleich zu modernen Lackbindemitteln immer noch wesentlich langsamer und ist daher nicht für jede Anwendung geeignet. Ein typisches Einsatzgebiet ist die Beschichtung von nicht maßhaltigen Holzbauteilen wie Fachwerk und Holzverkleidungen. Leinölfarben sollten bei der Außenanwendung ausreichend pigmentiert sein, weil ihr Bindemittel vergleichsweise gering UV-beständig ist. Deckende Leinölfarben sind wetterbeständig. Ihre anfangs meist seidenglänzende Oberfläche wird durch Einfluss der Witterung allmählich matt, was bei denkmalgeschützten Gebäuden auch gewünscht ist. Alte, verwitterte Leinölbeschichtungen lassen sich gut schleifen und sind deswegen einfach zu renovieren. Beim Einsatz im Innenbereich sollte man darauf hinweisen, dass weiße Leinölbeschichtungen bei geringem Lichteinfall vergilben.
Die Renovierung von historischen Fassaden wird von der ansässigen Bevölkerung mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.

Das Schwarzwald-Gymnasium in Triberg erhielt einen farbigen Fassadenanstrich mit einer Kieselsol-Silikatfarbe.

Dr. Christian Brandes, Caparol
Fotos: Caparol
Quelle: Malerblatt 04/2013
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de