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Auslandssemester in Italien

Aus- & Weiterbildung
Auslandssemester in Italien

La imbianchina – die Malerin Mirijam Paul. Wie ein Auslandssemester in Italien positiv auf die berufliche Fortbildung wirkt.

Das Leonardo-da-Vinci-Projekt macht es möglich! Es will grenzübergreifend die berufliche Bildung der Auszubildenden im Handwerk fördern und ermöglicht Auszubildenden spannende Praktika in ausländischen Betrieben während der Ausbildung.

Ein Traum wird Realität

Liebe Auszubildende, ist das nicht ein Traum? Was sonst nur den Studenten gebührt können nun auch die Handwerker erleben. Ein Praktikum im Ausland, während der Berufsausbildung!

Es lässt sich anrechnen und bedeutet somit keinen Stopp für die Ausbildung. Während des Auslandaufenthalts besteht das Ausbildungsverhältnis also weiter, somit wird auch die Ausbildungsvergütung weiterhin gezahlt. Durch die Förderung bzw. Bezuschussung des EU-Bildungsprogramms Leonardo da Vinci bleibt nur ein kleiner finanzieller Eigenanteil zu leisten.

Wie lässt es sich in Italien arbeiten, mit Dolce Vita und Sonnenschein? Streichen die Engländer ihre Fassaden auch im Regen? Muss man dort auch akribisch Berichtsheft schreiben und ständig seinen Arbeitsplatz sauber halten? Wir hoffen es! Denn nun bieten euch Austauschprogramme der EU einmalige Auslandserfahrungen. Erfahrungen fürs Leben und für eure berufliche Zukunft. Vielleicht habt ihr vor später einen Betrieb im Ausland zu eröffnen?

Jedoch ist jeder Traum erst einmal nur ein Traum und viele werden enttäuscht sein, wenn sie sehen, wie es im Ausland wirklich ist. Denn so erschreckend das klingen mag, aber selbst dort muss man arbeiten um sein Geld zu verdienen. Vielleicht sogar mehr. Dazu kommt die fremde Sprache, die fremde Kultur. Alles Dinge die gut überlegt sein sollten. Was hilft bei solchen Überlegungen wohl besser als die eigene Erfahrung im realen Leben. Kein „Goodbye Deutschland“ oder „Die Auswanderer“ vor der Glotze, nein ein echtes, einmaliges, eigenes Praktikum in einem fremden Unternehmen, in einem fremden Land.

Mirijam mit ihren Kollegen an ihrem Arbeitsplatz, dem Ladengeschäft in Padua.


Einfach gewagt!

Mirijam Paul aus Nürnberg – Sie hat’s gemacht. In Italien. La imbianchina, Fräulein Mirijam Paul aus Nürnberg.

Im September 2009 startete sie ihre Ausbildung im elterlichen Betrieb. Sie hatte damals die Wahl zwischen Bürokauffrau und Maler- und Lackiererin. Sie entschied sich fürs Praktische und lernte so die malerische Seite des Handwerks kennen. Sie lernte auf die bekannte alte Art und Weise im dualen System im Betrieb, der Malermeister Wittmann GmbH, wie auch an einer Berufsschule im schönen, fränkischen Nürnberg. Bis zu dem Tag an welchem sie einen „Leonardo da Vinci“-Flyer entdeckte. Mirijam Paul erinnert sich: „Da ich schon immer ins Ausland wollte, eigentlich nach Australien, kam mir der Flyer, den ich während einer überbetrieblichen Fortbildung entdeckt hab, ganz gelegen. Auf diesem wurden Auslandspraktika angeboten/vorge-stellt und die Adressen, an wen ich mich wenden musste bei Interesse. Noch in derselben Woche hab ich dann einen Termin in der Handwerkskammer ausgemacht, bei einer Mobilitätsberaterin. Sie hat mir mehrere Projekte vorgeschlagen, bei denen ich mich dann für das Leonardo-da-Vinci-Projekt entschieden hab, da ich mit diesem am längsten weg bleiben konnte. Jedoch nur europaweit, so fiel Australien weg. Europaweit kam dann eigentlich nur Italien für mich infrage, da ich schon immer italienisch lernen wollte und ich hoffte, da die besten Techniken lernen zu können.“

Am 14. August 2010 kam sie in Padua an und blieb 14 Wochen. Zu Beginn nahm sie an einem 14-tägigen Sprachkurs teil. Die übrigen zwölf Wochen arbeitete sie in einem kleinen Malerbetrieb außerhalb von Padua. „Ich war das einzige Mädchen, die Kollegen mussten sich umstellen“, lacht sie. Doch eine Sonderbehandlung habe es nicht gegeben. „Sie wunderten sich über meine Streich- und Spachteltechnik.“ Ein Kollege wickelte dann ein Klebeband um ihre Handgelenke, weil sie angeblich nur so den „italienischen Schwung“ mit dem Werkzeug erlernt.

Was musstest du tun um einen Praktikumsplatz zu ergattern?

„Ich schickte eine zweisprachige Bewerbung (deutsch/italienisch) und einen zweisprachigen Lebenslauf zu der Urban Consult GmbH nach Berlin, die für die Vermittlung zuständig waren. Ich wurde auserwählt und konnte so von August bis November nach Italien/ Padua. Gezahlt wurden mir die Fahrtkosten, Unterkunft und jede Woche Taschengeld in Höhe von 40 Euro.“

Wie wurdest du in Italien empfangen? Hat dort alles geklappt?

„In Italien ist es sehr ungewöhnlich dass ein Mädchen einen handwerklichen Beruf hat, deswegen dachte jeder ich scherze wenn ich sagte ich bin „imbianchina“ (Malerin), so sorgte ich immer erst mal für Gelächter! Während des Praktikums durfte ich leider nicht mit auf Baustellen, entweder weil ich tatsächlich keine Versicherung dafür hatte, aber eher weil sie Angst um mich hatten. Meine Aufgabe waren dann Techniken lernen, Musterplatten anfertigen, im Verkaufsladen Regale zu füllen und mit Preisen versehen. Auch Farben mischen und verkaufen.“


Wie arbeiten die Italiener?

„Am meisten ist mir aufgefallen, dass die Italiener die Farbe direkt in den Putz mischen und nicht den Putz anstreichen. Noch dazu muss man in Italien keine Ausbildung machen sondern ganz nach dem Motto: learning by doing! Ein Jahr lernen und ein bisschen weniger verdienen und danach ist man fit und verdient voll. Ich habe in Italien nur gute Erfahrungen sammeln können, alle waren nett und hilfsbereit und auch sehr interessiert.

Wie ist dein Fazit, hat sich das Praktikum in Padua gelohnt?

„In meiner Ausbildung war bis jetzt der Aufenthalt in Italien der absolute Höhepunkt, da mir das so viel gebracht hat. Es hat meinen Horizont vollkommen erweitert und ich hatte das erste Mal das Gefühl etwas komplett alleine geschafft zu haben. Ich bin ohne ein Wort italienisch zu können hingefahren. Nun kann ich alles verstehen und mich auch ein bisschen auf italienisch unterhalten. Ich identifiziere mich viel mehr mit dem Job seit ich zurück bin und bin motivierter und habe mehr Ideen.

Was hast du nun vor?

„Jetzt werde ich erst mal die Ausbildung fertig machen, danach habe ich nochmal das Angebot mit dem Leonardo-da-Vinci-Projekt ins Ausland zu gehen. Zudem habe ich vor, nach München auf die Meisterschule zu gehen und mich mit Denkmalschutz zu spezialisieren.“

Eine tolle Sache also solch ein Auslandspraktikum. Da ist Mirijam Paul in Sachen Traumverwirklichung wohl einigen voraus. Jedoch sollte jeder darauf achten, dass der Ausbildungsbetrieb dem ganzen Projekt zustimmen muss, dieser entbehrt ja sozusagen seinen Auszubildenden für eine gewisse Zeit. Mirijam Paul hatte Glück. Ihr Ausbildungsbetrieb war sofort von dem Vorhaben begeistert. Aus welchem Grund sollten aber Betriebe für eine bestimmte Zeit auf ihre Azubis verzichten? Susanne Paul, Geschäftsführerin bei der Wittmann GmbH hat eine Antwort: „Wir bekommen eine hochmotivierte Malerin zurück.“ Durch den Austausch könne sich der Lehrling mit seinem Beruf besser identifizieren. Paul sagt aber auch, dass sich die Unternehmen genau überlegen müssten, da die Vergütung weiterbezahlt werden müsse und niemand wisse, ob der Lehrling auch nach seinem Berufsabschluss in der Firma bleibe. „Das lässt sich aber vertraglich regeln.“

 

Lisa Gleichauf
Quelle: Malerblatt 05/2012
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