Startseite » Betrieb & Markt » Betriebsführung » Unverdünnt aufgetragen »

Unter Dauerfeuer

Malerblatt Wissen Unverdünnt aufgetragen
Unter Dauerfeuer

Wo brennt’s denn? Das haben sich in Anbetracht des medialen Dauerfeuers auf WDVS auch Mitglieder der Maler- und Lackiererinnung des Wetteraukreises gefragt und nach dem Grundsatz „Gegen Feuer hilft nur Gegenfeuer“ brandeilig ein Projekt gestartet, das eindrucksvoll belegt, wie viele der Argumente in den Panik-Publikationen nur Rauchkerzen sind. Der gut gemachte Trailer über die praxisnah durchgeführten Brandversuche, den man sich unter www.youtube.de – WDVS-Feuerfalle anschauen kann, ist eine hervorragende Informations- und Werbemöglichkeit, die von den Innungsbetrieben wirksam eingesetzt wird. Eine tolle Aktion. Mit Feuereifer gemacht – und hoffentlich ansteckend.

 

Gold wert

Ausgezeichnete Arbeiten, wie die beim Deutschen Fassadenpreis prämierten, sind Spitze – aber leider nicht die Spitze eines großen Eisbergs. Drunter zeigt sich wie sehr wir als Gestalter abgebaut oder auch resigniert haben. Abgebaut wegen fehlender Kompetenz und resigniert, weil immer mehr Kunden auch im guten Maler nicht mehr den Gestalter vermuten und ihre eigenen Vorstellungen durchsetzen. Umso erfreulicher ist es, wenn bei früheren Fassadenpreisen Erfolgreiche berichten, wie sie mit der Auszeichnung Ansehen und Wertschätzung gesteigert haben. Einer von ihnen bemerkte richtig: „Die Anerkennung ist für uns Gold wert“.

Gelbe Gefahr

Bei Gelb muss man vorsichtig sein – nicht nur an der Ampel. Weil leuchtendes Gelb früher als alle anderen Farben peripher, also aus den Augenwinkeln heraus, wahrgenommen wird, ist es die wirksamste Warnfarbe. Die „nächste Farbe am Licht“ ist aber auch die empfindlichste und kippt schnell wie keine andere um, weil sie nach Hell oder Dunkel die kürzeste Bandbreite hat. Durch Zugabe von Weiß wird aus Gelb Gilb, durch Verdunkeln mit Schwarz wirkt sie schnell kotig und eitrig. Diese unangenehme Veränderung tritt auch durch Verschmutzung und Staubablagerung ein. Andere Farben altern anständig und kriegen eine Patina. Gelb wird „schimmelig“. Auch deshalb: Warnung vor leuchtendem Gelb an Fassaden
Über so aufmerksame Leser wären andere Fachzeitschriften sicher gelb vor Neid: Mein Beitrag über die Okkupation unserer Grundfarben (Blau von Nivea, Rot von den Sparkassen) in Heft 6 sei wohl nicht „Das Gelbe vom Ei“ schrieb mir ein aufmerksamer Leser in einem „Blauen Brief“. Ich hätte zwar geschrieben, dass unsere drei Grundfarben durch Exklusivrechte schon vergeben seien, aber nur Blau und Rot genannt. Folglich sei Gelb wohl noch zu haben. Leider nein: Gelb gehört einem bekannten Wörterbuch-Verlag. Bin über meinen Fauxpas ganz gelb vor Ärger – und bitte um Entschuldigung

Auf Spurensuche

Grenzt schon an „Helden-Verehrung“, was es über den früheren Inhaber des Frankfurter Traditionsbetriebs für Maler- und Stuckarbeiten, Julius Hembus, alles zu erzählen gibt. Dabei war er von Hause aus gar kein gelernter Maler, sondern Orgelbauer. Und in der Literatur über den großen expressionistischen Maler Ernst-Ludwig Kirchner, mit dem Julius Hembus befreundet und dessen Modell er in jungen Jahren war, wird er „der Orgelspieler“ genannt. (Das berühmte Kirchner-Bild „Die Hembusse“, das ihn mit seinem Bruder zeigt, hängt heute in Davos, war aber vor einiger Zeit auch nach Deutschland ausgeliehen.) Vielfältige Spuren hinterlassen hat er, nicht nur in Deutschland, vor allem durch seine Arbeiten und die seiner hochqualifizierten Belegschaft. Bei einer Landpartie in den Nobel-Ort Kronberg im Taunus weist der Stadtführer im historischen Rathaus zunächst auf ein Sgraffito hin und bemerkt: „Vom besten deutschen Maler und Stuckateur.“ Und beim Rundgang durch die Altstadt zeigt er immer wieder auf Arbeiten aus dessen Werkstatt. „Schauen Sie sich das an“, sagt er und zeigt auf eine Fachwerkfassade, „die hält schon seit über vierzig Jahren – die von anderen Handwerkern daneben musste in dieser Zeit schon viermal renoviert werden“. Ist doch mal was fürs Renommee des Berufes, wenn einer durch seine Arbeit solche Spuren hinterlässt – während die meisten spurlos verschwinden.

Nicht „verschlimmbessern“

In der ehemals gediegenen Straße hat an einer Fassade wieder jemand völlig unmotiviert zugeschlagen. (Hoffentlich war’s diesmal kein Maler). Ich bin dann immer ganz niedergeschlagen, wenn sich Farben und Formen so willkürlich über das architektonische Raster hinwegsetzen. Gewiss ist Architektur nicht immer so gut, dass man sie mit Farbe unterstreichen oder gar steigern kann. Das Gradlinigste an so manchem Neubau ist das Gerüst. Schlechte Architektur bedarf der Korrektur. Das ist schlimm genug. Aber „Verschlimmbessern“ noch schlimmer.

Ohne Abi an die Uni

„Soviel wie Sie verdient nicht mal mein Mann, und der ist Arzt“, sagte die Kundin zum Malermeister, nachdem sie einen erschreckten Blick auf dessen Rechnung geworfen hatte. „Weiß ich, war früher auch mal Arzt“, gab der Maler verständnisvoll zurück. Der Witz hat ´nen Bart, fiel mir aber spontan ein, als dieser Tage berichtet wurde, wie viele junge Menschen ohne Abitur an der Uni in Mainz studieren. Mit einem Schnitt von mindestens 2,5 bei der Berufsausbildung und zwei Jahren beruflicher Erfahrung erlangt man auch als Handwerker die Allgemeine Hochschulreife und die fachgebundene Zulassung zum Studium. Dem Vernehmen nach sind die Studenten mit guter beruflicher Abschlussprüfung keineswegs schwächer als mittelmäßige Abiturienten – und den Vorteil praktischer Erfahrung haben sie obendrein.

Für den Sommerurlaub

Weiß der Himmel, warum selbst die ängstlichsten Architekten und kultiviertesten Gestalter vom bunten Burano so begeistert sind. Noch schriller freilich ist die Bo-Kaop, eine Straße in Kapstadt, die ob ihrer Buntheit Touristen aus der ganzen Welt anzieht. Eine der vielen Geschichten über die Entstehung dieser sehr speziellen Farbkultur erzählt, die Bewohner seien über das Ende der Apartheid so glücklich gewesen, dass sie ihre Freude in lauten Farben ausdrückten. Heute werden die Häuser jeweils zur Vorbereitung des Ramadan so bunt angestrichen. Farbe als Freudenfest also. Dabei ist die Auswahl der schrillen Töne ausdrücklich Sache der Bewohner, die sich lediglich untereinander abstimmen. Aber warum bloß gefällt uns auf Burano und im Kessel von Kapstadt, was wir hier bestimmt verbieten würden? Vielleicht empfinden wir partielle Farborgien wie Oasen in unserer oft gläsernen und metalligen Tristesse hier. Oder liegt’s doch nur am blauen Himmel dort.

Quelle: Malerblatt 08/2015

Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de