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Einfälle

Malerblatt Wissen Unverdünnt aufgetragen
Einfälle

Ideen, Problemlösungen, Einfälle– woher kommen sie? „99 Prozent Transpiration und ein Prozent Inspiration”, meinte Edison – und der war ja bekanntlich ein Heller. Ein weltberühmter Schriftsteller dagegen schwört auf 99 Prozent Whisky und nur ein Prozent Schweiß. Andere sehen einen Zusammenhang zwischen Puls und Impuls und nehmen deshalb ihre Probleme mit zum Sport. Und wem es gelingt, eine ungelöste Aufgabe abends einfach gedanklich zur Seite zu legen und richtig zu entspannen, dem „gibt’s der Herr bisweilen im Schlaf”, wie schon ein Sprichwort sagt. Wenn ich feststecke oder einen neuen Gedanken erzwingen will, bediene ich mich bisweilen auch einer der Kreativitätstechniken, wie beispielsweise der Synektik, bei der man absichtlich und methodisch in völlig andere Bereiche abschweift und dort nach Analogien für die Problemlösung sucht. So zuletzt, als ich gefragt wurde, wie man für die Innung heutzutage neue Mitglieder werben und alte halten könne. Mitglieder finden und binden hieß also die konkrete Aufgabe.

Menschen binden

Wie Menschen binden? Die Frage führte mich zur Suche nach dauerhaften Verbindungen in der Natur und schließlich zum Baum. Er ist fest verwurzelt, stabil und langlebig, wächst von Jahr zu Jahr und verbindet und versorgt über die Äste und Zweige seine Blüten, Blätter und Früchte mit allem, was diese zum Gedeihen brauchen.
Er erneuert sich in regelmäßigen Intervallen selbst, wirft von alleine die Früchte ab, in denen der Wurm ist und bringt um so mehr gute Früchte, je öfter er auch mal beherzt beschnitten wird.

Einfache Umsetzung

Die Umsetzung in der Maler- und Lackiererbranche ist einfach: Der Stamm steht für die Fachorganisation, die Äste und Verzweigungen für ihre Gliederungen. Schnitt, Blüten und Früchte führten zu folgenden Vorschlägen: Erst mal alles abschneiden, was morsch ist und zu nichts mehr taugt.

Anderer Standpunkt

Wie weit und radikal traditionelle Aufgaben beschnitten werden können, sieht man vielleicht am ehesten von einer Leiter, also einem anderen Standpunkt als dem der Verantwortlichen, aus. Von dort ist der Ausblick besser und die gesamte Szenerie kann erst aus dieser Perspektive wahrgenommen werden.

Die Blüten erfreuen jedes Mal wie gute Nachrichten. Hier könnte man ansetzen und statt selbst auf den Service des Bundes- und Landesverbandes noch etwas aufzupfropfen, die vielfältigen Erfolge der Fachorganisation permanent als gute Nachrichten verbreiten, an die Mitglieder herantragen – in passender zeitgemäßer Aufmachung und natürlich über die neuen Medien.

Informationen über Knospen – also Dinge, die gerade „in der Mache” sind – und Erfolgsnachrichten, aber nicht in dürren Rundschreibenworten, sondern auch als Bilder und Geschichten.
Kurzmeldungen per SMS, Erfolgsstorys mit witzigen Video-Spots zu den Mails – vielleicht als Serie – und kontinuierliche Information als Blog-Spot.

Solche Informationen über die reiche Ernte der Fachorganisation könnte ich mir als Primäraufgabe für die Innung zur Mitgliederbindung vorstellen. Sie muss nicht versuchen, dem üppig tragenden Baum noch eine zweite Krone aufzusetzen.
Neue Mitglieder zu finden ist schwerer, zumal viele Früchte der Fachorganisation auch Trittbrettfahrern in den Schoß fallen. Mitglieder gewinnen bedeutet, wie man schon aus der Bibel weiß, Menschen fangen.

Bei der Suche nach Analogien dafür, blieb ich denn auch beim Fischefangen hängen. Und warum? Angeln ist für jeden finanziell erschwinglich und auch deshalb gut geeignet. Also erst mal klären, wo Fische sind und welche ich überhaupt angeln will. Nur die wirklich schmackhaften Exemplare möchte man gerne an Land ziehen – die absolut ungenießbaren sicherlich nicht.

Weil, wie jeder weiß, der Köder dem Fisch, nicht dem Angler schmecken muss, gilt es aus Sicht derer, die man an Land ziehen will, die Vorteile der Mitgliedschaft herauszustellen, nicht zuletzt die geldwerten. Das kann betriebsindividuell durchaus verschieden sein und zu völlig unterschiedlichen Ansprachen führen. Also besser nicht nicht im Trüben fischen.

Beharrlichkeit und Geduld zeichnen den guten Angler aus. Er nimmt sich Zeit, macht sich nie Stress und kommt möglicherweise erst nach einer halben Ewigkeit ans Ziel. Aber er kommt an Ziel. Also nicht aufgeben, wenn der erste Versuch misslingt, sondern die Angel immer wieder auswerfen. Das Angeln lässt sich nicht gut delegieren. Man muss sich schon selbst mit Haken und Köder zu den Ufern aufmachen, das heißt, die Wunschmitglieder persönlich ansprechen, von Kollege zu Kollege – und ein Kontakt am Telefon ausschließlich, um einen persönlichen Termin zu vereinbaren.
Gelegentlich muss man auch „anfüttern”. Vielleicht sollte man mit einem Art Probe-Abo der vorgenannten Nachrichten und Medien – warum nicht auch mit speziell für die Mitgliederwerbung konzipierten – auf die Vorteile der Mitgliedschaft aufmerksam machen? Die Mail-Adressen lassen sich ja leicht recherchieren.

Besuche vorbereiten

Zu einem Besuch einladen kann man sich selbst. Am leichtesten tut sich dabei derjenige, der einen „Angelschein” hat. Also sollte man ein paar Kollegen für die Besuche briefen und mit den richtigen Ködern ausstatten. Man kennt sich ja und weiß bereits im Vorfeld, wer sich am besten für die Bewältigung solcher Aufgaben eignet.

Angeln kann man auch sportlich. Wenn der Fußball-Fan beim Top-Spiel seines Clubs erst beim gemeinsamen Torjubel vom Kollegen auf dem Nachbarsitz erfährt, dass seine vermeintlich gewonnenen Tribünenkarten von der Innung kamen, ist das ein prima Anstoß für ein gemeinsames Pausenbier oder eine erfolgreiche dritte Halbzeit.
Und noch etwas kann man vom Angeln lernen, die Taktik nämlich, den wirklich besten Zeitpunkt abzuwarten: Nach dem Anbeißen nicht gleich ruckartig an Land ziehen wollen, sondern erst mal ein bisschen Schnur lassen. Aber auf jeden Fall dranbleiben.

P.S. Originell einladen kann man, je nach Interessenlage des Kollegen, auch zum Essen, zum Konzert, zu einem Event, zur Automobilausstellung, sogar ins Kino. Hauptsache mit Pep – ins Kino auch mit Popcorn.
Wie man Innungsmitglieder findet und bindet. Alles abschneiden, was morsch ist und zu nichts mehr taugt.

 

Werner Schledt
Quelle: Malerblatt 12/2013
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