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Michael Kühlbeck, Bachl

Betriebsführung Malerblatt Wissen
Michael Kühlbeck, Bachl

Zur Übernahme der EPS-Produktion der Schwenk Dämmtechnik führte das Malerblatt ein Interview mit Michael Küblbeck, dem Geschäftsführer der Bachl GmbH & Co. KG.

 

Sie haben sich mit der Übernahme der Schwenk Dämmtechnik ein ganz schön großes Paket aufgeladen. Ist dies für Sie zu schultern? Bevor ich auf Ihre Frage antworte, lassen Sie mich kurz richtig stellen: die Bachl GmbH & Co. KG hat nur die EPS-Produktion von Schwenk Dämmtechnik übernommen. Dessen ungeachtet haben Sie natürlich recht. Dies ist für uns eine echte Mammutaufgabe, die in den nächsten Monaten unser ganzes Engagement, Können und Wissen fordern wird. Aber ich bin guten Mutes, dass wir die Integration erfolgreich meistern werden.

Sie wirken sehr souverän. Was macht Sie so sicher? Da wir uns mit Styropor auskennen, bin ich davon überzeugt, dass wir es schaffen. Wir haben zum einen die Leistungsträger mit übernehmen können, und wir haben bei Bachl eine Vielzahl von überdurchschnittlich motivierten Mitarbeitern, die alle wollen und – was besonders wichtig ist – auch können.

Dennoch gibt es ja einige graue Wolken am EPS-Himmel. Ich denke da zum Beispiel an das Brandthema, welches in den letzten Monaten stark durch die Medien getrieben wurde.
Ja, unsere Branche hat im wahrsten Sinne des Wortes Gegenwind bekommen. Wir müssen die gegnerischen Argumente entkräften und aktiv Ursachenforschung betreiben. Nur so können wir Wege aus dieser Krise finden. EPS ist eine seit mehr als fünf Jahrzehnten bewährte Dämmstoffkomponente innerhalb des WDV-Systems. Die Quote der Beteiligung an allen Bränden im Bundesgebiet liegt im Promille-Bereich. Gleichsam ist jeder Brandfall für sich bedauerlich und einer zuviel.

Sind die Vorwürfe der EPS-Gegner, Sie hätten zu lasch geprüft und das erreichte B1 wäre eine „geschenkte” Brandklasse, berechtigt? Wer in Bad Langensalza bei den unzähligen Brandversuchen dabei war, der weiß, wie hart und sachlich qualifiziert das EPS- basierte WDV-System geprüft wurde. 90 Minuten Brandbeaufschlagung ohne Feuerwehreinsatz ist Prüfung genug. Erst als alle Tests erfolgreich abgeschlossen waren, hat das DIBt den Brand- riegel zugelassen.

Es gibt ja Styropor-Gegner, die würden diesen Dämmstoff am liebsten verbieten. Was entgegnen Sie diesen Widersachern? Zuerst muss man diesen Widerstand in sich akzeptieren. Es gibt auch Menschen, die gegen das Autofahren sind, gegen Windräder, Stromtrassen und AKWs. Es ist einfach „in” geworden, in Deutschland „dagegen” zu sein. Fakt ist jedoch, dass diese Menschen meist Fans von Holzbau- weise oder ökologischen Dämmstoffen sind. Und genau da holen wir sie ab. EPS hat als Baustoff die gleiche Brandklasse wie Holz. Wollen Sie jetzt wegen der Brandgefahr die Holzhäuser oder den Baustoff Holz verbieten? Wir glauben kaum. Wir müssen diese Menschen abholen und mitnehmen. EPS an der Wand, ist geparkte Energie.

Das klingt gut. Dann ist ja Deutschland wirklich ein großer Energieparkplatz, denn viele hundert Millionen Quadratmeter sind bereits mit EPS gedämmt. Ja, das stimmt in der Tat. EPS hat nach jahrzehntelanger Verweildauer an der Fassade noch immer eine Restenergie von ca. 97 bis 98 Prozent. EPS lässt sich nahezu hundertprozentig recyceln bzw. wiederverwerten. Sei es im Dämmstoff selbst oder im Down-cycling zu anderen Produkten.

Gehört dann die Schlagzeile „Müllberge so hoch wie die Alpen” zu den berühmten Zeitungsenten? Ja, das tut sie, denn es wird heute so gut wie kein WDV-System rückgebaut. Wenn es in die Jahre gekommen ist, wird es meist aufgedoppelt und den Anforderungen der heutigen EnEV angepasst. Fakt ist, wir haben einen Mangel an Recyclingmaterial und keine Müllberge.

Haben Sie deshalb bei Schwenk zugegriffen, weil die Zukunft so positiv aussieht? Wenn sich Chancen bieten, muss man sie nutzen. Und eine alte Weisheit sagt, dass gesunde Unternehmen aus einer Rezession gestärkt hervorgehen. EPS hat sich in den letzten Jahrzehnten bei den WDV-Systemen einen Marktanteil von ca. 80 Prozent gesichert und dies wird sich auch in Zukunft nicht gravierend verändern.

Was macht Sie da so sicher? Wir sind mit Bachl auch einer der starken Anbieter von PUR und XPS. Unser Know- how fließt täglich in unsere Produktentwicklungen ein. Dennoch hat EPS Vorteile, die marktbestimmend sind. Es ist nicht nur der Preis, der das Fachhandwerk überzeugt. Es ist vielmehr das Handling: das exakte Schneiden, die bessere Schleifbarkeit – um nur zwei sehr positive Aspekte zu nennen. Es ist einfach die Summe der Vorteile. Das Fachhandwerk und der Planer sind der Souverän. Sie entscheiden, nicht wir.

Wohin geht die Reise in der Zukunft? Welche Dämmstoffe haben die Nase vorn? Wird künftig überhaupt noch viel gedämmt? Dämmstoffe generell sind die Energiequelle des 21. Jahrhunderts, denn ohne die Dämmstoffe, verbunden mit der energetischen Ertüchtigung des Gebäudebestandes, ist die Energiewende nicht zu schaffen. Das Einsparpotenzial mit Hilfe von EPS, XPS, PUR, Mineralwolle und sonstigen Dämmstoffen ist fünfmal größer als die jährliche Leistung aller AKWs in Deutschland. Daher werden wir auch in Zukunft weiter dämmen. Jeder Quadratmeter Dämmstoff, der vom Fachhandwerk mit Hilfe der Systemanbieter qualifiziert angebracht wird, ist ein Stück Umweltschutz. Energieeinsparung ist der beste Klimaschutz.

Welchen Weg gehen Sie als Unternehmen Bachl? Auf jeden Fall einen geradlinigen. Unser Credo ist die Partnerschaft zu unseren Systemanbietern. Nur im System ist die erforderliche WDVS-Qualität möglich.

Es gibt aber immer wieder Stimmen aus dem Handwerk, dieses „Zwangsjoch” der Systemanbieter zu öffnen. Was halten Sie von diesem Bestreben? Dieses vermeintliche Vorteilsstreben ist aus Handwerkersicht durchaus nachvollziehbar, aber insgesamt gedacht doch zu kurz gesprungen.

Können Sie dies etwas näher erläutern? Gern. Wir alle suchen nach Schnäppchen. Keiner von uns ist frei von diesem „Geiz-ist-Geil-Gefühl”. Aber beim WDV-System spielt die Gewährleistung eine wesentlich größere Rolle als der momentan kurzfristige Einkaufsvorteil beim „Fremdgehen”. Im System sind Qualität und Gewährleistung ganz im Sinne des Investors unzertrennlich vereint. Der Dämmstoff ist dabei die Mitte des Systems.

Wie meinen Sie das, Herr Küblbeck? Jahrelang wurde der Dämmstoff als lästige Handelsware im Sinne der Wertschöpfung mehr oder weniger durchgehandelt. Dies war der falsche Denkansatz. Der Dämmstoff ist der Kern zur Energieeinsparung.

Führt diese Denkweise zu einem Paradigmenwechsel in der Branche?
Ein Tropfen auf dem viel zitierten heißen Stein verpufft bekanntlich. Aber wenn wir uns alle dieser Sichtweise anschließen, dann können wir vielleicht mittel- oder langfristig diese Fehlentwicklung der Betrachtungsweise ändern. Fakt ist für mich: Dämmen ist wichtiger denn je.

Was hat das Handwerk von dieser noblen Denkweise?
Wir alle brauchen mehr Wertschätzung, denn der Wertetransfer ermöglicht uns den Aufstieg. Qualität ist hierzu der Weg, Mut ist der Treibstoff und Überzeugung unsere Aufgabe. Packen wir es also an.

Vielen Dank für das Gespräch!


Michael Küblbeck


Brandsituation

Intakter Brandriegel nach dem Brand.

Quelle: Malerblatt 04/2013
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