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Dr. Martin Zeil

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Dr. Martin Zeil

Das Malerblatt interviewte auf der Messe BAU in München den bayerischen Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, Dr. Martin Zeil, zur Zusammenarbeit von Architekten und Handwerkern.

Der Wettbewerb Teamwork Bau suchte vorbildliche Beispiele für eine erfolgreiche Kooperation in Architektur und Handwerk. Ist so ein Wettbewerb sinnvoll und erforderlich oder eher unnötig? Der Wettbewerb spiegelt das Aufeinanderangewiesensein und Zusammenwirken wider. Der Architekt kann nur so gut sein wie der Handwerker. Wenn man beim Bauen ein beeindruckendes Gesamtwerk sieht, dann ist das eine ausgezeichnete Sache. Ich finde solch einen Wettbewerb gut, um die Zusammenarbeit und hervorragende Leistung erfahrbar und auch sichtbar zu machen.

In einer Pressemitteilung aus Ihrem Ministerium war zu lesen, dass das Bewusstsein für qualitätsvolle Architektur steigt. Qualität in der Ausführung ist oft leider weniger gefragt, da wird einfach ausgeschrieben und der Billigste – ich benütze hier mal ausdrücklich dieses Wort – darf es ausführen mit häufig fatalen Folgen. Da kommt der Eindruck auf, dass man Qualität auf der Architekturseite haben möchte, doch bei der Ausführung kann oder will man gute Qualität nicht bezahlen. Es ist jedem freigestellt, aus Erfahrung zu lernen. Beim Bau kann es allerdings teuer werden, wenn man an der falschen Stelle spart. Es gibt natürlich auch nochmal einen Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Auftraggebern – ein privater Auftraggeber hat einen sehr viel größeren Gestaltungsspielraum. Dagegen muss die Öffentliche Hand ausschreiben. Bei öffentlichen Ausschreibungen heißt es ausdrücklich, nicht das billigste, sondern das wirtschaftlichste Angebot zählt. Wer die Wirtschaftlichkeit hinterfragt, wird sich zwangsläufig über die Leistungsqualität intensiv Gedanken machen müssen.

Uns fiel auf, dass allgemein in der Presse andere Vokabeln benützt werden, wenn die Architekten oder Handwerker oder deren Arbeiten beschrieben werden. Beim Handwerker steht oft fleißig, pfiffig, gute Qualität, dagegen bei Architekten Innovation, Strahlkraft, Mut. Das Handwerk wird durch die Beschreibungen eher ein bisschen verniedlicht. Oder kommt das bei mir falsch an? Dieses Bild kann ich nicht bestätigen. Mein Haus legt Wert darauf, bei unserer Kommunikation gerade den gleichwertigen Beitrag von Architekten und Handwerkern zu betonen. Die bayerischen Handwerksbetriebe nutzen gerne unseren Innovationsgutschein. Das Thema „Strahlkraft” würde ich sowohl mit den technologischen als auch mit künstlerischen Leistungen des Handwerks verbinden. Und wer als persönlich haftender Unternehmer einen Handwerksbetrieb aufmacht oder übernimmt und diesen auch an die nächste Generation weitergeben möchte, braucht zweifellos sehr viel Mut und Weitsicht.

Architekten und Handwerker, werden die von der Politik gleich behandelt? Da kommt es mir vor, dass wegen der vielen Arbeitsplätze eher das Handwerk gebauchpinselt wird. Für Bayern gelten zwei Grundsätze. Erstens: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Zweitens: Was zählt, ist die Leistung. In unserem Koalitionsvertrag von 2008 erwähnen wir zum ersten Mal nicht nur Handwerk, Wirtschaft, Mittelstand, sondern auch die Freiberufler, zu denen ja die Architekten gehören. Die Architektenkammern werden Ihnen sicherlich sagen, dass sie sich hier bei der Politik mit ihren Anliegen sehr gut aufgehoben fühlen. Im Übrigen denke ich weniger in Gegensätzen, sondern in Kategorien des guten Miteinanders, denn: Nur gemeinsam sind wir stark.

Herr Staatsminister, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führten Ulrich Schweizer, Malerblatt, und Christian Närdemann, BM Bau- und Möbelschreiner.

 

Quelle: Malerblatt 03/2013

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