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Öko- und Umweltsiegel, Teil 2

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Öko- und Umweltsiegel, Teil 2

Lange galt der Blaue Engel als das einzige seriöse Umweltzeichen Europas, wenn nicht weltweit. Heute haben sich zu diesem ältesten Siegel viele weitere gesellt.

So viele, dass ein Überblick nicht sonderlich einfach ist. Deshalb stellt sich die Frage: Welche Label sind wichtig und wofür stehen sie? Ein Überblick in zwei Etappen.

Einen Schritt weiter als die im ersten Teil dieser kleinen Serie vorgestellten Material-Siegel gehen die Siegel, die hier behandelt werden: die Produkt-Siegel. Sie werden für die Zertifizierung der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit von Produkten vergeben. Als eines dieser Siegel ist das Kork-Logo zu nennen, da es zwischen den bereits vorgestellten Auszeichnungen für Materialien und den klassischen Produktlogos liegt. Denn auch hier geht es darum, dass ein Kork-boden auf die Nachhaltigkeit seiner Produktkette hin geprüft wird. Darüber hinaus zeichnet dieses Logo aber auch die hohe Qualität und Güte sowie die positiven chemischen Eigenschaften eines Kork-Produkts aus. Dieses Siegel wurde vom Deutschen Korkverband e.V. gemeinsam mit dem eco-Institut ins Leben gerufen, die auch Produkte aus Kork, vornehmlich Korkböden, prüfen.

Ebenfalls vom eco-Institut kreiert wurde das eco-Label. Es ist eines der strengsten Label für die Prüfung von Produkten, die auf dem deutschen Markt zur Verfügung stehen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Bauprodukten und Produkten zum Innenausbau. Solche Produkte also, die schwerpunktmäßig von Malern und Stuckateuren verarbeitet werden.

Wesentlicher Unterschied dieses Labels gegenüber vielen vergleichbaren Siegeln wie etwa dem Blauen Engel ist die Prüfung der Inhaltsstoffe und der Emission. Während beim Blauen Engel beispielsweise bei Kunststoff-Produkten zwar die Ausdünstung gefährlicher oder gesundheitsgefährdender Stoffe gemessen wird, geht man beim eco-Label noch einen Schritt weiter. Hier wird auch untersucht, ob bedenkliche und teilweise sehr gefährliche Weichmacher vorhanden sind. Ansonsten wird nach dem Protokoll des eco-Labels abgeprüft, was auch bei vielen anderen Labeln üblich ist: Herkunft des Rohmaterials, chemische und biologische Eigenschaften, Güte und Qualitätskriterien, Zusammensetzung oder Fragen zum Recycling und zur Entsorgung. Eine umfangreiche Prüfung also, die beispielsweise einem Teppich-boden oder einem Parkettkleber bescheinigt, dass er ohne Bedenken eingesetzt werden kann.

Einen ähnlich strengen Weg wie das eco-Siegel geht das nature-plus-Siegel. Es gilt allgemein als eines der weltweit strengsten Siegel für Produkte und prüft etwa bei den Inhaltsstoffen noch mehr Stoffe und Verbindungen ab als das eco-Label.


Nachteil Grenzwerte

Was die besten und strengsten Siegel jedoch nicht leisten können, das ist die Verpflichtung des Gesetzgebers. Denn nur die von staatlicher oder im Falle der EU von gemeinschaftlicher Seite definierten Grenzwerte und Vorgaben können eine verlässliche Basis und eine Vergleichsebene bilden. Wie schwierig es ohne solche Vorgaben wird, sieht man im Moment an der Diskussion über sogenannte Nano-Partikel. Immer mehr Produkte beinhalten zur Verbesserung der Produkteigenschaften solche Kleinstteile, um bei einem Teppich mit Silberzusatz das Wachstum von Keimen und Milben zu verhindern oder bei einem Fassaden-Anstrich einen Lotuseffekt zu erreichen. Ob Nano-Partikel allerdings für den Menschen gefährlich sind, wird zwar vermutet, ist im Moment aber noch nicht ausreichend untersucht und somit auch noch nicht mit Grenzwerten oder einer Einschätzung von staatlicher Seite untermauert. So bleibt dem noch so strengen Label keine andere Wahl, als diesen Bereich nicht abzuprüfen.

Neben den bereits genannten Labeln des eco-Instituts und dem nature-plus-Siegel sollten noch der Blaue Engel als ältestes und wichtiges Zeichen genannt werden. Er ist in den letzten Jahren jedoch etwas in die Kritik geraten, da die Prüfkriterien nicht mehr zu den strengsten gehören und so relativ viele Produkte ein solches Siegel erhalten. Aus diesem Grund setzen auch immer mehr Hersteller zusätzlich oder alternativ auf eines der anderen Siegel. Zu diesen zählt auch GEV-EMICODE, ein Label, das insbesondere im Bereich der Emission von Verlegewerkstoffen und Bauprodukten abprüft und von der Gemeinschaft Emissionskontrollierter Verlegewerkstoffe, Klebestoffe und Bauprodukte e.V. vergeben wird. Damit ist GEV-EMICODE gerade für Handwerker, die sich auf den Innenausbau spezialisiert haben, von hoher Relevanz. Ebenfalls wichtig sind die beiden Label AgBB-Schema, das vom Ausschuss für die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten vergeben wird, und die sogenannte Euroblume. Das offiziell als EU-Ecolabel bezeichnete Abzeichen ist die europäische Schwester des Blauen Engels. Als EU-weit geltendes Label werden damit umweltfreundliche Produkte vom European Union Eco-Labelling Board ausgezeichnet, dem neben Vertretern der EU-Länder auch Umweltorganisationen, Gewerkschaften und Händler angehören. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich bei all den vielen Siegeln und Zertifizierungssystemen nach und nach ein Gruppe herauskristallisiert, die als relevant und verlässlich eingestuft werden kann. Einige dieser Label wurden hier vorgestellt. Allen gemeinsam ist, dass hier, anders als bei manchem Herstellerlabel, das nur zu Marketingzwecken ins Leben gerufen wurde, unabhängige Prüfinstitute mit im Boot sitzen. So ist eine gewisse Objektivität gegeben und man kann sich, zumindest größtenteils, auf die hinter den Siegeln stehenden Aussagen verlassen.

Marc Nagel
Quelle: Malerblatt 11/2012
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