Malermeister Farbig sieht es so: „Ständige Verbesserung – das ist bei uns ganz normal: Wer etwas weiß, sagt’s – und wenn es etwas taugt und machbar ist, wird’s umgesetzt.“ „Ich weiß Vieles, was hier verbessert werden könnte, ich sag’s aber nicht“ meint ein Vorarbeiter aus einem anderen Betrieb. Beides sind florierende Betriebe. Ist also der Erste schlecht, weil man vieles verbessern kann? Aber was ist mit dem Zweiten?
Was macht Malermeister Farbig anders? Er fordert die Mitarbeiter regelmäßig auf, die Augen offen zu halten, Anregungen aufzugreifen und zu berichten. Das gilt auch für Probleme. Ein Mitarbeiter muss nicht für jedes Problem, das er sieht, sofort eine Lösung bringen. Das Erkennen eines Problems ist oft schon der halbe Weg zur Lösung – das ist ein viel besserer Ansatz. Früher hat man den Überbringer einer schlechten Nachricht bestraft, heute muss man ihn loben.
Der zitierte Vorarbeiter dagegen hat erlebt, wie seine Anregungen mal aufgenommen, aber nicht umgesetzt oder gleich völlig ignoriert wurden. Hauptsächlich aber hat die Rückmeldung und Anerkennung gefehlt, auch wenn eine Idee nicht umgesetzt werden konnte. Was also schließt er daraus: „Meine Vorschläge will niemand hören, also lasse ich das künftig sein.“
Bei Malermeister Farbig dürfen zwar ebenfalls keine Fehler passieren, aber wenn’s doch mal passiert, dann kommt der Betreffende nicht an den Pranger, sondern dem Fehler wird nachgegangen, um zu verhindern, dass er wieder passiert. Fehler passieren immer, sie zu erkennen und eine Wiederholung zu vermeiden, heißt Schätze im Betrieb zu heben. Themen gibt es viele, nicht nur beim Vermeiden von Kosten. Ein paar Regeln:
· Über Fehler darf und soll man reden.
· Die Mitarbeiter auffordern, Augen und Ohren offen zu halten – und dann auch zuhören und reagieren!
· Formulieren und Herausgeben eines Zieles oder einer Vision wie „Wir wollen der am meisten geschätzte und gefragte Malerbetrieb in unserer Region sein“. Wenn dann dazu Messkriterien, Maßnahmen und Messverfahren definiert und praktiziert werden, kann dies viele Ideen auslösen.
Jeder Betrieb lebt von der Qualifikation, der Wachheit, dem Einsatz und der Motivation der Mitarbeiter.
Es gibt aber auch einen Aspekt der kontinuierlichen Verbesserung, der auf der Ebene der Unternehmensleitung angesiedelt ist. Der Unternehmer ist dafür verantwortlich, dass ein gutes Betriebsklima herrscht, die Betriebsausstattung stimmt, eine gesunde Mischung von Älteren und Jüngeren besteht usw. – und dafür, dass das Unternehmen auch weiterexistieren kann, wenn er ausfallen sollte. Ein für die Unternehmensleitung wichtiges Thema ist auch der Aufbau und die Pflege eines oder mehrerer Beziehungsnetze.
Wenn man genau hinschaut, lässt sich feststellen, dass die Ursachen für manche Verschwendung „auf der Baustelle“ in der umgebenden Organisation zu suchen ist, beispielsweise Wartezeiten oder Zusatzfahrten: Ein erfolgreicher Maler-Unternehmer beschreibt das so: „Das Geld wird vor der Baustelle verdient“, und meint damit, eine gute Vorbereitung ist schon die halbe Miete. Das zu erkennen und die notwendigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, ist primär die Aufgabe des Unternehmers. Für das Bild im Markt, den Aufbau des Vertrauens und die Kompetenz des Betriebes muss die Leitung sorgen. Da kann es helfen, in einer ruhigen Stunde die verschiedenen Aspekte des Betriebes unter die Lupe zu nehmen und die wesentlichen Ansatzpunkte für Verbesserungen zu identifizieren.
Auto: Jochen Müller
Quelle: Malerblatt 11/2011
