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Reframing-Methode

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Reframing-Methode

Tausenderlei Dinge können täglich schiefgehen und uns schlechte Laune machen. Mit der „Reframing“-Methode lässt sich vielen Ärgernissen schnell der Zahn ziehen.

 

Früh um sechs beginnt der Tag mit einem langen Stau. Ärgerich, zum Baustellentermin kommt man eine halbe Stunde zu spät. Der Bauherr hat miese Laune und schimpft über jede Kleinigkeit. Zurück im Büro, der Anrufbeantworter blinkt hektisch und sonst herrscht Ruhe. Die Sekretärin ist nicht zur Arbeit erschienen – sie ist krank. Schon bimmelt das Handy, der Meister ist dran, die falsche Tapete sei zur Baustelle geliefert worden, für die der Zeitplan ohnehin schon eng ist. Der Tag nimmt seine Fortsetzung mit einer Reklamation eines aufgebrachten Kunden, Verzögerungen beim Update der EDV und zum schönen Schluss garniert der Sohn den Abend noch mit dem Geständnis, in der Mathearbeit wieder nur eine mangelhafte Leistung hingelegt zu haben.

Es gibt sie, diese Tage, an denen man sich von früh bis spät grün und blau ärger könnte. Was tun? Jedes Mal in die Luft gehen? Zur Mitte atmen, rosarote Brille aufsetzen und den Groll herunterschlucken? Dazwischen gibt es noch einen goldenen Mittelweg. Die Methode heißt „Reframing“ und bedeutet auf Deutsch nichts anderes, als eine vermeintlich ärgeriche Situation in einem anderen, ebenso realistischen, aber deutlich erfreulicheren Rahmen zu betrachten. Mit dem Vorteil, dass damit viele Stressmomente an der Wurzel (nämlich unserer Bewertung eines Ereignisses) gepackt und neutralisiert werden können. Und wenn das nur bei einem Drittel scheinbar unerfreulicher Situationen gelingt, sinkt das Stress-Level schon um gute 30 Prozent. Eine gute Quote, die das Reframing-Training lohnt – versuchen Sie es einfach mal!

Zusammenhang

„Das wär’s dann“, sagt die Dame zum Metzger – und erntet ein freundliches Lächeln, denn der Einkauf hat sich summiert. „Das wär’s dann“, sagt die Frau zu ihrem Mann – und blickt in ein entsetztes Gesicht, denn das Beziehungs-Aus kam unverhofft. „Das wär’s dann“ ist eigentlich ein klarer Satz. Er zeigt aber auch: Die Bedeutung ein und derselben Aussage wechselt je nachdem, in welchem Zusammenhang sie steht. So weit, so einsichtig. Doch wie wird daraus eine positive Rahmungstechnik unliebsamer Momente? Die Spur legen zwei Redewendungen über den Winter: „Der Winter ist keine Jahreszeit, sondern eine Aufgabe“, behauptet ein Sinclair Lewis. Dagegen hält ein rumänisches Sprichwort: „Im Winter werden die sauren Äpfel süß.“ Beide Sichtweisen sind in sich richtig. Doch klar ist, dass Herr Lewis weit mehr unter den Unanehmlichkeiten der kalten Jahreszeit leiden wird als der, der dem Winter auch seine leckere Seite abgewinnen kann. Und genau das macht sich die Reframing-Methode zunutze: Sie zielt darauf ab, an vordergründig negativen Gegebenheiten echte positive Aspekte zu entdecken.

Neue Sichtweisen

Reframing dient dazu, einen neuen Blickwinkel auf eine Situation zu gewinnen, um besser mit ihr umgehen zu können, anstatt sich mit unnötigem Stress zu blockieren. Damit dieser Perspektivenwechsel gelingt, sind folgende Fragen hilfreich:

  • Was gibt es Gutes an dieser Situation?
  • Welcher Vorteil kann sich daraus entwickeln?
  • Was kann ich daraus lernen?

Versuchen Sie es gleich mal mit unseren Beispielen vom Anfang:

Der Stau: Auf den ersten Blick ist die Verzögerung unangenehm, auf den zweiten Blick steckt aber darin die Chance, kurz zu entspannen und sich noch einmal alle Einzelheiten des bevorstehenden Gesprächs mit dem Bauherrn vor Augen zu führen. Und genau deshalb läuft es anschließend auch bestens auf der Baustelle.

Der Ärger über die Krankmeldung der Sekretärin: Für heute ist ihr Fehlen ein Sandkorn im Getriebe, aber auf der anderen Seite wird an solchen Tagen sichtbar, welch gute Arbeit sie leistet und wie zuverlässig sie sonst ist.

Die Reklamation des Kunden: Der anfängliche Schreck macht schnell der Erkenntnis Platz, dass der Kunde jetzt zufriedenzustellen ist und so als noch treuerer Kunden gewonnen werden kann.

Die Mathe-Fünf des Filius: Hätte nicht sein müssen. Aber: Der Schuss vor den Bug kam noch zu einem relativ günstigen Zeitpunkt im Schuljahr. Noch ist mit guter Nachhilfe eine bessere Gesamtnote zu schaffen.

Sie merken: Mit dieser Denkweise erreicht man weit mehr als nur Entspannung statt Anspannung. Sie macht den Kopf frei, um konstruktiv weiterzudenken und zu handeln.

Mitarbeiter führen

Mit dem Prinzip des Reframings lässt sich nicht nur trefflich mit sich selbst nutzbringend kommunizieren, sondern auch mit Mitarbeitern – in Konfliktsituationen genauso wie bei Arbeitsanweisungen:

Anspornen: Ein Geselle reagiert auf fachliche Kritik mit resigniertem Schulterzucken und sagt: „Ich kann das einfach nicht.“ Bevor er es sich in seinem negativen Schutzraum bequem macht, ist ein Weckruf angesagt. Mit: „Sie haben wohl Recht – Sie können es noch nicht“, bekommt die Sache einen neuen, realistischen und aufbauenden Rahmen. Natürlich verbunden mit dem Vorschlag, im nächsten Monat eine Fortbildung zu besuchen.

Motivieren: Die Arbeiten bei einem nicht ganz einfachen Privatkunden stehen an. Mitarbeiter Maier, den Sie bewusst für diese Aufgabe ausgewählt haben, erwartet eine Einweisung. Wenn Sie sagen: „Herr Maier, hier erwartet Sie ein schwieriger Kunde, der Ihnen vermutlich nicht gefallen wird, aber einer muss es ja machen“, wird der Mitarbeiter wenig motiviert an die Sache rangehen. Anders sieht es aus, wenn Sie stattdessen diesen Rahmen wählen: „Herr Maier, Sie sind der Mann in unserem Betrieb, der besonders gut mit anspruchsvollen Kunden umgehen kann. Deshalb sind Sie der Richtige für diese Baustelle. Ich gebe Ihnen einen Überblick, worauf es dem Kunden ankommt.“

Einwände positiv parieren

Auch im Kundengespräch treffen Sie auf Einstellungen und damit verbundene, oft negative Blickwinkel. Versuchen Sie speziell bei Einwänden Ihrer Auftraggeber, Bedenken umzuwerten:

„Das Wärmedämm-Verbundsystem ist aber sehr teuer“, wendet der Kunde ein. Ein kritischer Punkt im Verkaufsgespräch, dem Sie einen neuen, verkaufsförderlichen Rahmen mit positiven Argumenten geben können: „Natürlich. Dafür interessieren Sie sich für ein System mit höchster Qualität. Dadurch ist nicht nur Haltbarkeit garantiert, sondern Sie setzen auch auf optimale Wärmedämmung und sparen damit viel Geld bei Ihrer Heizkostenrechnung.“

„Was, Sie können erst in 14 Tagen mit meiner Renovierung beginnen?“, zeigt sich Ihr Kunde irritiert. Zeit, ihm die positive Seite zu zeigen: „Ja, die Spezialisten aus meinem Team, die die Aufgaben bei Ihnen hervorragend umsetzen können, sind sehr gefragt. So werden Sie in zwei Wochen Fachleute im Haus haben, die ihre Sache extrem gut machen – und das absolut zügig.“

Sie sehen: Der Perspektivenwechsel, der scheinbar unangenehme in konstruktive Situationen umwandelt, ist in der gesamten betrieblichen Kommunikation möglich – und gelingt mit Übung täglich besser!

 

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