Historische Metallobjekte in der Denkmalpflege und Restaurierung. Eine Einführung in das Thema.
Denkmäler vermitteln in der Gegenwart eine geistige Botschaft der Vergangenheit. Sie sind unser aller kulturelles Erbe und wir sind heute für deren Bewahrung verpflichtet, sie in der Vielfalt ihrer Authentizität zu erhalten und weiterzugeben. Längst stehen nicht nur die Klassiker der Baudenkmalpflege wie Schlösser, Kirchen und Häuser verschiedener Stilepochen oder ganze Stadtensembles unter Denkmalschutz; figurale Standbilder, historische Gartenanlagen und Friedhöfe gehören ebenso dazu wie stillgelegte Industrieanlagen und Bauten der Moderne.
Für diese Aufgabenbewältigung haben sich die Fachgebiete Konservierung und Restaurierung zu einer eigenständigen Disziplin mit wissenschaftlichem und hohem handwerklichen Anspruch entwickelt. Der Begriff Konservierung in der Denkmalpflege enthält nicht nur den oft gemeinten passiven Oberflächenschutz durch Beschichtungen, sondern auch alle aktiven Maßnahmen, die schädigende oder zerstörende Einwirkungen verhindern wie z. B. die Schaffung sicherer Umgebungsbedingungen mit dem Ziel, die Objekte so lang wie möglich in ihrer Materialidentität zu bewahren.
Außenraumobjekte
Die Spezifika von Außenraumobjekten ist eine andere als die von museal aufbewahrten Gegenständen. Die Bedingungen des Außenraums mit Witterungs- und Klimaeinflüssen bringen nicht nur große Unterschiede zu den musealen Restaurierungen, oft hat sich auch eine Umnutzung des Objekts mit gravierender Veränderung der Oberflächenbeanspruchungen eingestellt.
Die mit diesem Beitrag beginnende Serie veranschaulicht den Umgang und Erhalt von historischen Außenobjekten aus Metall in der Restaurierung und Denkmalpflege: Angefangen bei kunsthandwerklich geschmiedetem Eisen und Eisenkunstguss über die Nichteisen-Metalle Zink, Aluminium, Blei, sowie Kupfer und seinen Legierungen Bronze und Messing bis zu den einzelnen Metallvergoldungen . Die Serie befasst sich mit den naturwissenschaftlichen Eigenschaften der Metalle und ihre Alterung (Korrosion) in der Freibewitterung.
Freigelegte Oberfläche einer eisernen Kunstgussbüste von 1817.
Altes Eisen
Bei altem Eisen sind naturgemäß unregelmäßige Korrosionsmuster und partieller Metallabtrag weit verbreitet wie sie in der freigelegten Oberfläche einer gusseisernen Büste von 1817 zu sehen sind. Diese werden aber in der Restaurierung nicht etwa glatt ausgespachtelt, sondern bleiben als materialauthentische Merkmale erhalten. Bei weicheren Metallarten wie historischen Zinkfiguren können auch weitergehende Schadensbilder in der bildplastischen Form und an der Oberfläche dazukommen.
Ein typisches Schadensbild weicher Metallarten zeigt diese Zinkgussfigur.
Außerdem werden historische Farbbeschichtungen und deren heutige Identifizierung beispielhaft dargestellt, wie die musterhafte Freilegung von einem schmiedeeisernen Türblatt zeigt. Aber auch der Schutz von materialsichtigen Oberflächen im Unterschied zu den Metallobjekte mit Farbhistorie ist ein zu behandelnder Themenbereich. Viel diskutierte Fragen zu den Besonderheiten historischer Außenobjekte bei restauratorisch ausgeführten Farbkonservierungen und zum Umgang mit bleipigmenthaltigen Altanstrich-Systemen werden beantwortet.
Freilegung der Farbhistorie an einem schmiedeeisernen Türblatt.
Korrosion
Ein schönes Beispiel zu dieser Problemstellung ist die restaurierte gusseiserne Geländeranlage von 1846 in originalgerechter schinkelgrüner Farbgestaltung auf Schloss Stolzenfels am Mittelrhein. Die Ausgangslage für die Restaurierung waren bis zu zehn vorhandene Farbschichten mit Bleimennige und Bleiweißpigment. Auf diese giftigen Anteile ist bei der Entfernung mit besonderen Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen Rücksicht zu nehmen.
Die Korrosionsgeschwindigkeit der einzelnen Metalle ist sehr unterschiedlich und abhängig von der eigenen Affinität zum Sauerstoff, von den umgebenden Korrosionsstimulatoren und der Qualität der sich ausbildenden Korrosionsschicht. So sind ursprünglich belassene Rostreste in Oberflächenvertiefungen bei Eisen nicht so gefährlich wie eine unzureichend gereinigte Zinkoberfläche mit verbliebenem Weißrost, da die wasserlöslichen Zinksalze unter neuen Anstrichen zu einer Blasenbildung führen können.
Restaurierte gusseiserne Geländeranlage von 1846 in originalgerechter schinkelgrüner Farbgestaltung auf Schloss Stolzenfels am Mittelrhein.
Detail: Ausgangssituation der gusseisernen Geländeranlage.
Farbbeschichtungen
Werden bei Farbbeschichtungen von metallischen Standbildern allgemeine Beschichtungsregeln vernachlässigt, wie im Beispiel der abblätternden Ölvergoldung von einer Bleifigur, entstehen Schäden infolge unzureichender Oberflächenreinigung oder fehlender Haftgrundierung.
Grundsätzlich gilt, dass alle auszuführenden technischen Maßnahmen zur Restaurierung von Kunst-, Kultur und Museumsgut in den ästhetischen Bereich rücken. Das Leistungsprofil einer Restaurierung umfasst kurz gesagt: „Befunde – Konzepte – Maßnahmen”, die in den weiteren Folgen materialspezifisch besprochen werden sollen.
Vergoldete Bleiskulptur (1713) mit schadhafter Blattvergoldung. Fotos: Wolfgang Conrad
Wolfgang Conrad Quelle: Malerblatt 08/2013